(zu-)schmale Becken 

Kein Platz für das Euter! 

Gefährlicher genetischer Trend 

Es scheint ein Trend zu schmalen Becken vorhanden zu sein. Besonders bei der Rasse BrownSwiss, aber auch schleichend beim Original Braunvieh! 

Die Milchproduktion ist die Hauptaufgabe unserer Milchkühe. Dabei ist die Kuh auf ein gut funktionierendes Euter angewiesen. Damit das Organ Euer bis ins hohe Alter gut funktionieren kann, braucht es genügend Platz. 

"Beckenbeite" ist nicht gleich "Beckenbreite"

Je nach Zuchtverband werden heute die Beckenbreite unterschiedlich definiert und entsprechend ist die Messung anders. Beim Braunvieh wird die Beckenbreite auf der Aussenseite des Sitzbeinknochens gemessen. Bei anderen Rassen wird die Beckenbreite zwischen den Sitzbeinknochen ermittelt. 

 

Eingequetschte Euter machen Probleme

Fehlt der Raum zwischen den Sitzbeinknochen, dann fehlt auch der Platz unten zwischen den Beinen. Fehlt dieser Platz, dann wird das Euter zwischen den Innenschenkel förmlich "eingequetscht". Was sind die Konsequenzen?

- Die Innenschenkel werden dauernd gegen das Euter gedrückt. Beim Laufen gibt es zwischen dem Euter und den Innenschenkel Reibungen, welche zu wunden Stellen beim Euter und Innenschenkel führen. (=Schmerzen, Infektionsgefahr) 


- Das Tier wird beim Laufen durch das Euter gestört. Das Euter drückt die Schenkel nach außen. Dadurch entsteht ein unnatürlicher Gang sowie eine unregelmäßige Belastung der Klauen. Die Kuh steht dabei instabil. = Gefahr für Unfälle.  

- Wenn der Platz in der Breite fehlt, dann wandert das Euter nach unten. 

Diese Aspekte sind negativ für das Tierwohl, Nutzungsdauer, Tiergesundheit und für die Leistungsfähigkeit einer Milchkuh. Schlussendlich wird dadurch die Wirtschaftlichkeit reduziert. 

Eine junge Kuh mit deutlich zu wenig Raum zwischen den Sitzbeinknochen. Die zuvor erwähnten Probleme sind vorprogrammiert. 


 


Korrektur ist zwingend notwendig!

Die SHV hat das Anliegen, die Beckenbreite ZUSÄTZLICH auch zwischen den Sitzbeinknochen zu messen, beim Braunviehzuchtverband deponiert und wird dieses Thema auch zukünftig weiter aufgreifen. Dank einer solchen Erfassung dieser «inneren Beckenbreite» könnten Zuchtwerte für dieses Merkmal berechnet werden. Dieser Zuchtwert wäre ein wertvolles Selektionsinstrument.   

Bereits jetzt Gegensteuer geben

Wir raten den Züchter nicht auf den allfälligen neuen Zuchtwert für innere Beckenbreite zu warten, sondern bereits jetzt zu handeln.

Natursprung: Darauf achten, dass der Zuchtstier inkl. dessen Eltern genügend Raum zwischen den Sitzbeinknochen haben.

KB-Stiere: Der Triple A-Code gibt uns ein Indiz für den Abstand zwischen den Sitzbeinknochen. Die Stiere mit dem Code «3» in den vorderen Ziffern des Zahlencodes sind "offen". "Offen" bedeutet, dass der Stier breit beim Umdreher ist und er viel Raum zwischen Sitzbeinknochen hat. 

Der aAa-Code gibt uns einen Hinweis bezüglich des Raumes/Platz zwischen den Sitzbeinknochen. Die Zahl "3" bedeutet weit (viel Platz) 

Autor: Thomas Müller, Landwirt & Agronom, SHV-Vorstandsmitglied